Gut Grünholz: Einzelkornsaat bei Winterraps bringt Vorteile

Veröffentlicht am 05/06/2024
Die Herzogliche Gutsverwaltung Grünholz mit Sitz in Thumby im nordöstlichen Schleswig-Holstein bewirtschaftet 1.600 ha Ackerland mit modernster Technik. Der Winterraps gehört mit einem Fruchtfolgeanteil von 20 Prozent neben Weizen und Gerste zu den Hauptkulturen. Seit vier Jahren erfolgt die Aussaat mit einer Einzelkornsämaschine. Im Interview mit der SI-Redaktion berichtet Betriebsleiter Broder Preuß-Driessen über seine Erfahrungen mit diesem Aussaatverfahren bei Raps.

Was hat Sie veranlasst, bei der Rapsaussaat auf Einzelkornablage umzustellen?

Unsere Erwartungen zielten vor allem auf eine Optimierung der Aussaatqualität und Stärkung der Einzelpflanzen. Positive Effekte versprachen wir uns außerdem durch auf eine bessere Saatguteinbettung und einen zügigeren Feldaufgang sowie die Möglichkeit mit Unterfußdüngung zu arbeiten. Um zu sehen, ob sich das unter unseren Anbaubedingungen bewahrheitet, haben wir 2015 probeweise mit der Einzelkornsaat von Raps begonnen. Über Vorführungen kamen wir zum Anbauverfahren und zur aktuellen Technik. Der Anbauumfang von Mais und Raps rechtfertigte die Anschaffung einer eigenen Einzelkorndrillmaschine.

 

Wie lassen sich die Standorte in Ihrer Region beschreiben?

Hier auf der Halbinsel Schwansen herrschen sandige Lehmböden vor. Die Kulturen sind über die gesamte Vegetationsperiode ausreichend mit Wasser versorgt und kaum Frost ausgesetzt. Die Winterungen entwickeln sich darum im Herbst zügig und ohne Vegetationsruhe über den Winter weiter, so dass wir wegen der Sperrfrist bis 1. Februar tendenziell das Problem haben, den erforderlichen Stickstoff rechtzeitig in den Boden zu bringen. Der Insektendruck und auch der Befall mit Kohlhernie und Verticillium sind gering – insgesamt also gute Bedingungen für den Rapsanbau.

 

Welches waren die wichtigsten Beobachtungen während des Probeanbaus?

Wie erwartet konnten wir einen rascheren und gleichmäßigeren Feldaufgang beobachten. Dieser ist im Wesentlichen auf die Einzelkornsämaschine zurückzuführen, die eine exakte Tiefenablage der Rapssaat und partielle Rückverfestigung unterhalb der Saatgutablagezone ermöglicht. Im Vergleich zur

Drillsaat waren die Einzelpflanzen kräftiger und bildeten tiefergehende Wurzeln. Damit bestätigte sich, dass die Optimierung der Standraumverteilung, sprich weniger Konkurrenz um Licht, Wasser und Nährstoffe, die Pflanzenentwicklung fördert.

 

Worauf ist nach Ihren Erfahrungen bei der Einzelkornsaat von Raps besonders zu achten?

Großes Augenmerk sollte man auf eine gute und rechtzeitige Saatbettvorbereitung legen. Nach der Wintergerste wird der Boden schrittweise mit Grubbern bearbeitet. In 3 bis 4 Arbeitsgängen wollen wir den Boden auf ca. 30 cm lockern, das Stroh gleichmäßig einarbeiten und eine rückverfestigte, feine und ebene Saatfläche schaffen. Eine Kreiselegge setzen wir nur in Ausnahmen ein. Die Saatbettvorbereitung sollte zwei Wochen vor der Aussaat abgeschlossen sein. Da wir Mulchsaat anwenden, setzen wir mit entsprechendem Vorlauf Glyphosat ein, um den Druck durch Altraps, Ausfallgetreide, Ungräser und Unkräuter zu minimieren. Die Aussaat erfolgt auf unserem Betrieb ab dem 20. August bis maximal Anfang September. Der Reihenabstand beträgt bei unserer Einzelkornsaat 45 cm. Eine Ablagetiefe von 2 cm hat sich bewährt.

 

Beeinflusst die Entscheidung für die Einzelkornsaat Ihre Sortenwahl?

 Die Sorte spielt nach unseren Erfahrungen eine untergeordnete Rolle. Wenn für unsere Standorte gleich gut geeignete und ertragreiche Sorten zur Wahl stehen, geben wir der Sorte mit schneller Blattentwicklung und breiter Blattstellung den Vorzug.

 

Worin liegen aus Ihrer Sicht die größten Vorteile der Einzelkornsaat gegenüber der Drillsaat?

Unser Betrieb profitiert in erster Linie von der Optimierung der Standraumverteilung und den dadurch bedingt stärkeren Einzelpflanzen bei reduzierten Aussaatstärken. Da die Pflanzen besser wachsen und vitaler sind, können wir zudem den Einsatz von Düngemitteln und Wachstumsreglern reduzieren.

Ein weiterer Vorteil ist, dass durch den geringen Bodeneingriff bei der Aussaat auch der Besatz an Altraps reduziert werden kann. Durch die Anlage eines falschen Saatbettes steht der gedrillte Raps gleichmäßiger, und potentieller Altraps, der massiv Ertrag kostet, kann gegebenenfalls relativ leicht mit einer Hacke beseitigt werden.

 

Sehen Sie weitere positive Effekte?

In der Tat gibt es eine ganze Reihe weiterer Pluspunkte, vor allem im Hinblick auf die Bestandsführung. So bietet der in Einzelkornsaat gesäte Raps die Option, die Hacke noch nach dem Auflaufen einzusetzen. Die Pflanzen wachsen gleichmäßiger. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Pflanzen aufgrund geringerer Berührung nicht so zum Längenwachstum neigen und somit standfester sind. Durch die platzierte Düngung wird eine gezielte und effiziente Versorgung der Pflanzen erreicht. Der Raps zeigt bei Einzelkornsaat in der Regel eine gute Blattentwicklung und einen Bestandsschluss, so dass die Beschattung und damit Unterdrückung von Unkräutern gegeben ist.

 

Wie steht es mit dem Ertrag?

Wir konnten über die Jahre keine Ertragsunterschiede zwischen den beiden Aussaatverfahren feststellen. Doch die genannten Vorteile sind so bedeutend, dass die Drillsaat bei Raps für uns Vergangenheit ist.

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