Raps-Stoppelbearbeitung – nach der Ernte ist vor der Ernte

Veröffentlicht am 25/07/2025
Nach einer hoffentlich erfreulichen Rapsernte geht der Fokus schnell in Richtung der nächsten Aussaat. Die Rapsstoppel sollte dabei aber nicht außer Acht gelassen werden. Die Stoppelbearbeitung im Raps ist ein nicht zu unterschätzender Arbeitsgang im Ackerbau, um Ausfallraps zu kontrollieren und die Grundlage für weiterhin hohe Erträge und gesunde Bestände zu legen.

Warum ist die Stoppelbearbeitung nach der Rapsernte so wichtig?

Während der Rapsernte entstehen zwangsläufig Verluste, die sich direkt auf die zukünftige Bewirtschaftung der Fläche auswirken können. Bereits am Schneidwerk treten Verluste auf: Wo das Trennmesser durch den Bestand läuft, werden unweigerlich Schoten durchschnitten oder angestoßen und platzen auf. Auch die Haspel sowie das Einführen in die Einzugsschnecke des Mähdreschers führen dazu, dass Schoten platzen, wobei nicht alle Körner vom Rapstisch aufgefangen werden können. Eine optimale Einstellung des Mähdreschers, insbesondere der Haspel (so hoch und weit wie möglich zurückgeführt, bei geringem Vorlauf), kann die Verluste minimieren, aber nicht vollständig verhindern.

Zusätzlich können klimatische Einflüsse wie Hitze, Hagel oder ein stark verspäteter Erntetermin sowie Schädlinge wie Kohlschotenrüssler und Kohlschotenmücke zu weiteren Vorernteverlusten führen. Oft zeigt sich dies durch aufgeplatzte Schoten im oberen Bereich der Rapspflanzen oder sogar durch bereits während der Ernte am Boden auflaufenden Raps. Auch im weiteren Dreschvorgang im Mähdrescher gehen Körner verloren, insbesondere wenn der Raps zu früh gedroschen wird, werden die nicht-reifen Gummischoten erst durch den Häcksler geknackt und breit verteilt.

 

Das Problem Ausfallraps: Risiken für Ertrag und Fruchtfolge

Selbst bei optimaler Ernte verbleibt häufig ein Vielfaches der normalen Aussaatmenge an Rapskörnern als Ausfallraps auf dem Feld. Diese Körner sind äußerst langlebig und können bis zu 20 Jahre keimfähig bleiben. Wenn diese Körner nicht direkt nach der Ernte zum Auflaufen gebracht werden, können sie bei der nächsten Rapsaussaat zu erheblichen Problemen führen. Besonders kritisch wird es, wenn beispielsweise ein Zielbestand von 40 Rapspflanzen pro Quadratmeter angestrebt wird, aber zusätzlich 20 Altrapspflanzen pro Quadratmeter oder mehr auflaufen. Das führt zu einer zu hohen Bestandsdichte, was den Einzelpflanzenertrag reduziert und die Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht erhöht. Zudem spalten sich Hybridsorten in der nächsten Generation auf, was zu einer Reduktion des Ertragspotenzials, ungleichmäßiger Blüte und verzögerter Abreife führen kann.

In Fruchtfolgen mit Zuckerrüben stellt Ausfallraps ein weiteres Problem dar. Durch den Wegfall von Pflanzenschutzmitteln ist die Bekämpfung von Ausfallraps im Zuckerrübenbestand deutlich erschwert. Daher ist eine konsequente Stoppelbearbeitung und Bekämpfung nach der Rapsernte für Landwirte in Deutschland besonders wichtig.

Kompakte Strohmatte nach dem Rapsdrusch

 

Effektive Maßnahmen zur Stoppelbearbeitung und Bekämpfung von Ausfallraps

Um Ausfallraps gezielt zum Auflaufen zu bringen und anschließend zu bekämpfen, stehen Landwirten verschiedene bewährte Methoden und Landtechnik zur Verfügung:

  • Mulchen der Rapsflächen: Das Mulchen zerschlägt die Stängel und sorgt durch das intensive Mischen der Erntereste und das Andrücken an den Boden dafür, dass möglichst viele Rapskörner keimen. Dies ist eine der effektivsten Methoden, um den Aufgang im Vergleich zu einer unbearbeiteten Fläche signifikant zu erhöhen (1).
  • Striegel, Messerwalze oder Wiesenschleppe: Wer keinen Mulcher zur Verfügung hat, kann auch auf einen Striegel oder eine Messerwalze zurückgreifen. Diese Geräte mischen die Erntereste oberflächlich ein, ohne die Körner tief zu vergraben. Auch eine Wiesenschleppe, die auf vielen Betrieben zur Grünlandpflege genutzt wird, kann zur ersten Stoppelbearbeitung im Raps eingesetzt werden.
  • Vermeidung tiefer Bodenbearbeitung: Ein häufiger Fehler ist der zu frühe und zu tiefe Einsatz der Kurzscheibenegge. Diese sollte maximal 2 cm tief arbeiten, um das Vergraben der Rapskörner und die Auslösung einer sekundären Keimruhe zu vermeiden. Eine solch flache Einstellung ist jedoch nur sehr schwer umsetzbar und es wird häufig tiefer gearbeitet, um auch Fahrspuren zu erfassen, was zu reduzierten Aufgängen führt (1).
  • Mechanische Bekämpfung: Nach dem Auflaufen des Ausfallraps ist eine rasche mechanische Bekämpfung entscheidend. Auch hier bietet nach Untersuchungen des LLH eine Kurzscheibenegge keine effektive Lösung, da zu viel Ausfallraps stehen bleibt. Besonders effektiv sind hierbei Strohstriegel, Großfederzinkeneggen mit Gänsefußscharen oder Spezialmaschinen wie der „Grindstar“ (1). Diese Geräte entfernen den Ausfallraps zuverlässig und verhindern eine Infektionsbrücke für Krankheiten und Schädlinge.

 

Eine rasche Bekämpfung des Ausfallraps ist essentiell

Steht Ausfallraps zu lange auf der Fläche, bildet er eine Infektionsbrücke für zahlreiche Krankheiten wie Kohlhernie, die bereits nach einer Temperatursumme von 400–450°C neue Dauersporen bilden kann – das entspricht je nach Witterung nur 3–5 Wochen (2). Zudem dient Ausfallraps als Wirtspflanze/grüne Brücke für Schadinsekten wie den Rapserdfloh. Daher sollte der Ausfallraps spätestens im 4-Blatt-Stadium bekämpft werden.

Kohlhernie an jungen Rapspflanzen

Wird der Ausfallraps mechanisch bekämpft gilt auch hier: nicht zu tief arbeiten. Eine zu tiefe Bearbeitung fördert die Mineralisation von Stickstoff, den der nachfolgende Weizen nicht vollständig aufnehmen kann – dies erhöht die Gefahr der Nährstoffauswaschung über den Winter. Wo der Einsatz eines Totalherbizids entsprechend der gesetzlichen Rahmenbedingungen nach wie vor möglich ist, ist dessen Einsatz zur effektiven Altrapsbekämpfung ebenfalls eine Option.

 

Fazit:
Eine gezielte, fachgerechte Stoppelbearbeitung nach der Rapsernte ist für Landwirte und Ackerbau-Betriebe in Deutschland unerlässlich. Sie trägt entscheidend zur Kontrolle von Ausfallraps und damit zur Gesunderhaltung der Bestände, Sicherung hoher Erträge und nachhaltigen Bewirtschaftung der Ackerflächen bei. Wer die richtigen Maßnahmen ergreift, legt bereits jetzt den Grundstein für die nächste erfolgreiche Rapsernte auf seiner Fläche.

 

(1) https://www.topagrar.com/acker/news/ausfallraps-ultraflach-bekampfen-20014364.html

(2)LWK Niedersachsen: „Raps – Krankheiten, Schädlinge und Unkräuter. Diagnose und Bekämpfung“, Stand: 2018, S. 16–17

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